Budweis

 

Budweis und Stritschitzer Sprachinsel

 Südböhmen tritt nicht allein geographisch als markantes Landschaftsgebiet durch seinen Gegensatz von Gebirge und teichbesäten Becken, und durch das Gewässernetz der Moldau, die tief im Böhmerwald entspringt, in Erscheinung; es war auch ein historischer Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen dem von Süden über den Gebirgswald vordringenden Geschlecht der Witigonen und den böhmischen Königen, deren Auswirkung verhohlen bis in die Gegenwart reicht.
Dank dieser natürlichen Tatsachen konnte sich die Stadt Budweis als königliches Bollwerk, aus wilder Wurzel gegründet, zu einem kulturellen, wirtschaftlichen und verkehrsgeographischen Mittelpunkt entwickeln. Dieser Vorzug der Lage fehlte den Rosenbergergründungen der südböhmischen Städte Krummau und Rosenberg. Ihrer geistlichen Zelle, dem Stift Hohenfurt, entstand ein Gegenpart im Kloster Goldenkron neben dem Dominikanerkloster in Budweis. Die religiösen Machtkämpfe in der Nachfolgezeit mit dem Hussitismus und der Reformation ebbten dank der konservativen katholischen Glaubenshaltung der Bewohner an der Stadtmauer ab.Der anfänglich bäuerliche Charakter der Stadtbewohner veränderte sich mit dem Ausbau der Stadt durch die administrative Verwaltung, durch die Organisation der Zünfte, durch den Einfluß des katholischen Klerus, dessen Höhepunkt im Bischofssitz erreicht wurde, zu einem städtischen Bewußtsein. Als dann noch die strategische Lage der Stadt erkannt wurde, wurde Budweis neben einer Schul-auch eine Garnisonstadt.
Erst mit dem Einfluß des Denkprozesses der Aufklärung auf Staat und Kirche mit Betonung der Sprache durch die deutsche Romantik lockerte sich das geistlich-soziale Gefüge der Bewohner. Der nationale Zwist und die soziale Aufsplitterung begannen im 19. Jahrhundert auch dadurch sich zu verstärken, daß nicht nur fremde Ideen sondern auch neue Wirtschaftsmechanik von außen her in die Stadt Eingang fanden. Die Industriegründungen brachten nicht nur materiellen Wohlstand sondern auch Konkurrenzstreben, das sich auch im nationalen und sozialen Verhalten widerspiegelt.

Der Erste und Zweite Weltkrieg führte nicht nur einen Umsturz der politischen Macht sondern auch den der in der Stadt bisher privilegierten Gesellschaftsverhältnisse herbei. 1945 erreichten die destruktiven Kräfte den Gipfel ihres Wollens in der Vertreibung der deutschen Stadtbewohner und damit auch die Schwächung der christlichen Weltanschauung zu Gunsten einer atheistischen. Die deutschen Sprachinseldörfer blieben von diesem Schicksal nicht verschont. Die Industrialisierung der Stadt schwächte das heimische Bauerntum. Der Sprachenkampf veränderte nicht allein durch den Zuzug fremder Dienstboten sondern auch durch staatliche und kirchliche administrative Eingriffe ihren deutschen Charakter. (Quelle: Das Buch "Budweis" von Prof. K.A. Sedlmeyer und Bilder: Dieter Raisch.)

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